[DSA-Kolumne] Düster, dunkel dreckig und erwachsen ... oder warum ich mich doch lieber selbst entscheiden möchte. 08.12.2013, 11:46 Uhr
DSA-Kolumne
Düster, dunkel dreckig und erwachsen ... oder warum ich mich doch lieber selbst entscheiden möchte.

Vorweg: Ich mag Demonicon. Zwar teile ich auch einiges an Kritik, was dazu bisher geäußert wurde, aber im Großen und Ganzen habe ich dieses Spiel gerne gespielt. Ich habe also mitnichten ein Problem damit, mich durch finstere Welten zu wühlen, fiese Monster zu bekämpfen, die mich zum Teil sogar anekeln. Ich habe auch gar kein Problem damit, mich mit den Abgründen der menschlichen Seele auseinanderzusetzen. Entscheidungen zu treffen, die auch mal weh tun. Das ist sogar einer der Hauptgründe, weswegen ich Demonicon mag. Aber dennoch ist es das für mich nicht wirklich. Ich kann mir nicht helfen, aber da gibt es einen kleinen, faden Beigeschmack.

„Erwachsene“ Welten versus Hollywood

Schon nach den ersten Minuten ist klar, in welche Richtung die Reise geht. Das erste kleine Abenteuer zeigt es uns unmissverständlich. Aus Cairon wird nie ein Strahlemann werden. Eine Entscheidung der Entwickler, die ich durchaus respektiere. Ist ja auch ihr Ding und als Spieler können wir uns höchstens entscheiden, ob uns das Konzept zusagt oder nicht. Mir geht es auch nicht nur um Demonicon. Ganz allgemein bin ich schon seit Jahren etwas verwundert. Ehrlich gesagt.

Ich verstehe bis heute nicht, warum die sogenannten „erwachsenen“ Welten meistens mit den „dunklen“ Welten in Verbindung gebracht werden. „Erwachsen“ heißt wohl, erstens, dass es weder gut und böse gibt. Alles ist irgendwie grau und häufig kann man sich, zweitens, nur zwischen Pest und Cholera entscheiden. Dagegen scheinen Spielewelten, in denen ganz klar das Reine und Gute gegen das engdefinierte Super-Böse kämpft, eher ins Märchenhafte abzudriften. Oder sind diese Welten kindisch? "Erwachsen" scheint mir in dieser Definition eher die Abwesenheit einer wirklichen Entscheidungsoption zu sein.

Zugebenermaßen ... die Spiele-Entwickler hauen aber auch häufig auf die Klischeekiste. Jeder, der mal Kontakt zu einem Paladin in der D&D-Welt hatte, weiß, was ich meine. Diese Ritterlichkeit ist schon etwas komisch. „Ja, holde Maid, ich rette euch, holde Maid!“ Wer will das schon. Und noch ein Geständnis: In den beiden Drakensang-Teilen dachte ich so manches Mal, dass es mir ein wenig zu viel Zucker ist, der mir gerade das Spielerlebnis übersüßt.

Aber dennoch mag ich diese klare Trennung zwischen gut und böse. Manchmal möchte ich einfach gerne wissen, dass es gut ausgehen wird. Und vor allem, dass ich eine wirkliche Entscheidung habe. Auch wenn das natürlich übelst Hollywood ist. Aber ist jeder Blockbuster automatisch schlecht? Und haben nur Kindermärchen ein Happy End?

Ich möchte mich zwischen gut, böse und „grau“ entscheiden können. Punkt.

Der Punkt ist ... ich möchte mich selbst entscheiden. Ich habe über die letzten Jahre häufiger Interviews mit Spiele-Entwicklern gelesen, das bringt hier mein Posten so mit sich. Ja, auch die Demonicon-Leute haben wir häufiger befragt. Wenn gefragt wurde, was ihre Welt so besonders macht, sprachen sie meisten von erwachsenen Welten, ohne gut und böse, mehr Richtung grau und böse tendierend. Entscheidungen, die es in sich haben und so weiter. Das ist ja alles gut und schön. Macht zugegebenermaßen auch Spaß, aber mir wäre es lieber, wenn ich mich in der ganzen Bandbreiten von Hollywood bis Dunkeldüster entscheiden könnte. Wenn es meine Entscheidung wäre, ob ich einen Weltenverbesserer und Weltenzerstörer spiele. Mein Held sollte eine wirkliche Entscheidungsfreiheit haben. Wenn ich schon das nicht in der Realität kann - jedenfalls nicht in dem Umfang - dann möchte ich wenigstens meine virtuelle Welt radikal verändern können. ... ist ja auch bald Weihnachten. Das kommt auf meine Wunschliste.

Deswegen ... ja, mir hat es Spaß gemacht, Demonicon zu spielen. Aber ich fand Cairons Entwicklungsmöglichkeiten dennoch zu beschränkt. Und das lag nicht nur daran, dass er von Anfang an vorgeben war. Viele loben die harten Entscheidungen, die man in diesem Spiel treffen muss. Vielleicht ist das gerade sein Reiz, für mich gab es keine wirkliche Wahlfreiheit. Für mich bedeutet "erwachsen", auch gegen alle widrigen Umstände das bestmögliche Ergebnis erzielen zu wollen. Oder zumindest die Möglichkeit dazu zu haben. Aber dennoch hat mir die Zeit mit ihm Spaß gemacht.


In diesem Sinne ... euch eine wunderschöne Zeit!
Eure Fee.

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